Schärfe. Schatten nutzt und erweitert den „typischen“ Klangcharakter von Bläserkammermusik: zum einen die Möglichkeiten eines virtuosen, farbigen Klangbilds, in das sich das Klavier ergänzend und strukturierend einfügt, zum anderen die Bandbreite zwischen geschärft-durchdringender und luftig-verwischter Setzweise. Zugleich verfolgt das Stück eine streng durchdachte formale Strategie: die beiden Sätze sind zwei Varianten desselben Formgedankens – einmal verwickelt, einmal stringent und „entschlackt“ auskomponiert. Beiden gemeinsam ist die Gliederung in Abschnitte, die jeweils von einer bestimmten Gestik oder Klangfarbe dominiert sind (wie etwa „Luftklänge“, „virtuose Passagen“). Jede Stimme durchläuft jede dieser Klangbilder: im ersten Satz zumeist mit individueller Reihenfolge, im zweiten Satz fast durchgehend in allen Instrumenten parallel, so daß dieser deutlich einheitlicher klingt. Der Aspekt der „Doppelform“ findet sich darüberhinaus auch in zahlreichen Binnenbezügen und –zitaten innerhalb der Sätze wieder. Die Kombination von Kürze und einer gewissen Leichtigkeit der Haltung mit der Komplexität eines gewichtigen Kammermusikwerks setzt das Stück in eine gewisse Beziehung zu den späten Werken Eliott Carters. Benjamin Schweitzer Schwierigkeitsgrad: 6