Bevor der Klang zum Klang wird, ist es ein weiter Weg. Ein Piano und ein Knallfrosch haben gemein, daß sie die Luft in ihrer Umgebung schlagartig komprimieren und auf diese Weise Druckwellen erzeugen, die schließlich unser Ohr erreichen — beim Knallfrosch mehr oder weniger direkt, beim Piano über ein ausgeklügeltes System von Resonanzkörpern. Was dann damit in unserem Kopf passiert, ist zwar gut beschrieben, aber noch lange nicht vollständig verstanden. John R. Pierce aber hat verstanden, diese und andere Geschichten rund um den Klang in spannender und überaus kompetenter Weise darzustellen. Dabei gelingt es ihm, die physikalischen Grundlagen der Akustik mit denen der Klangwahrnehmung in Beziehung zu setzen. So wird plötzlich klar, daß Noten und Tonleitern nichts anderes sind als die angewandte Physik des Musikers. Aber auch die in größter Virtuosität umgesetzten Regeln der Musik nützen ihm nichts, wenn er in einem akustisch toten Raum zu spielen hat. Die Architekten von Konzertsälen stehen hier vor einer Aufgabe, die sie nur mit der Hilfe von Raumakustikern lösen können. Schon die Auswahl eines Holzbodens anstelle des Betons bewirkt kleine Wunder. Das Bauwerk wird auf diese Weise zur Erweiterung des eigentlichen Instruments. Deshalb kann Musik im Freien nie so voll und intensiv klingen, wie in einem großen Saal. Die Klangempfindung, mit subjektiven Begriffen wie Harmonie, Intensität oder Klangfarbe umschrieben, ist Teil der sogenannten Psychoakustik, die in diesem Buch einen großem Raum einnimmt. Dabei geht es beispielsweise auch um die Frage, ob sich ein von einem berühmten Pianisten angeschlagener Ton genauso anhört wie ein entsprechend schweres Gewicht, das auf die Taste fällt. Mathematische und physikalische Grundregeln und eine Reihe von Kurzbiographien bedeutender Musiker runden dieses überaus lesenswerte und umfangreich illustrierte Werk ab. –Joachim Schuering