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Jazztime: Roman [Gebundene Ausgabe]

Im Jahr 2000 erschien ein strahlender Stern namens Henry am literarischen Himmel. Henry Smarts jüngerer Bruder, auch Henry getauft, verstarb früh und wurde fortan von der Mutter als Stern gehegt. Der überlebende Henry, der sich stets nur als traurigen Ersatz empfand, entwickelte sich, nachdem der Vater, ein einbeiniger Auftragskiller, die Familie verlassen hatte, in den Straßen Dublins vom rauflustigen und selbstbewussten street kid zum toughen IRA-Kämpfer. Zwischen sämtliche Fronten geraten, zog der gutausehende Womanizer Henry Smart es vor, dem heiß gewordenen Boden Irlands den Rücken zu kehren. Frau und Kind zurücklassend, machte er sich auf den Weg so vieler irischer Emigranten. Soweit Henry, der Held, ein grandioses Heimspiel des Iren Roddy Doyle. 1924 im gelobten Amerika angekommen, strahlt der Stern nun weit weniger hell. Doyle hat sein heimisches Terrain verlassen — und hat sich prompt verlaufen. Das brodelnde New York-Setting der 20er-Jahre — man ist an Ragtime und Der Pate 2 erinnert –, scheint wie geschaffen für den lebensgierigen Henry. „Sandwich-Mann“ mit magischen Verkäuferqualitäten; Schwarzbrenner für Fast Olaf, einen Klein-Ganoven, der in einer Badewanne auf dem Dach Fusel destilliert, bis unter den Aethanoldämpfen der gesamte Taubenschlag kichert; Henry Smarts Geschäftchen brummen. Auch aus dem Bett von Fast Olafs schlitzohriger „Halbschwester“ gibt es nur Erfreuliches zu berichten. Sepiagetönte Stimmungsbilder, in denen man das Honky Tonk-Piano förmlich klimpern hört. Und doch wird schnell klar, dass Doyle nicht recht weiß, was er mit seinem Helden in der Fremde eigentlich anfangen soll. Nach einem Zwischenstopp mit „Halbschwester“ im Norden New Yorks, beschließt Henry, gehetzt von Mafia und irischen Rächern, in der Jazzmetropole Chicago sein Glück zu suchen. Hier findet Doyle (seit den Commitments ein beständiges Leitmotiv seiner Romane), musikalischen Halt. Henry Smart erliegt dem Zauber von Louis Armstrongs Trompete. Als Manager der Jazzlegende scheint sich für Henry alles zum Guten zu wenden. Gevatter Zufall sorgt sogar für ein rührendes Wiedersehen mit Frau und Kind. Doch spätestens als es gilt, New Yorks Broadway musikalisch zu erobern, weht wieder ein schärferer Wind. Auf Henry Smart warten einige alte Bekannte. Scharf-witzige Dialoge. Rasante Screwball-Comedy-Schnitte. Und doch — inhaltlicher Leerlauf! Hoffen wir auf den angekündigten Schlussstein der Trilogie — bitte wieder auf der Grünen Insel! –Ravi Unger

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