Die jüngeren Diskussionen um die Theorie des Narzißmus (vor allem die Theorie von Heinz Kohut und Alice Miller) zeigen, dass auch innerhalb der Psychoanalyse das Verhältnis von etablierter Wissenschaft – hier vor allem der klassischen metapsychologisch fundierten Triebtheorie – und Erneuerungstendenz prekär ist: Von der einen Seite wird die Frage gestellt, ob die Psychologie des Selbst überhaupt eine Erweiterung des bisherigen psychoanalytischen Wissens darstellt, d.h. ob sie noch Psychoanalyse ist, während andere psychoanalytische Forscher fragen, ob der bisherige theoretische Bezugsrahmen nicht sowohl die notwendige Weiterentwicklung der Theorie als auch die klinische Arbeit behindere. Die vorliegenden Beiträge greifen diese Kritiken auf und versuchen jenseits einer unkritischen Parteinahme Stellung zu beziehen.