1964 von Max Brod in seinem Nachruf auf Felix Weltsch als „Hauptwerk“ und als „Buch der Reife“ angekündigt, liegt Sinn und Leid hier als Erstveröffentlichung vor.Beginnt für Heidegger alles philosophische Fragen mit „der Frage nach dem Sinn von Sein“, so fragt Weltsch: Wie kommt es, daß wir überhaupt die Frage nach dem Sinn stellen können, und kommt zu der Annahme, daß allen Fragemöglichkeiten Sinn vorausliegen muß. Was bedeutet es nun aber, daß dieser Sinn selber nichts Selbstverständliches ist, sondern wieder in Frage steht, in Frage gestellt werden kann? Womit sind wir konfrontiert, wenn wir von Sinnlosigkeit sprechen, und hat das Leiden an ihr einen Sinn? Was ist der Sinn von Sinn? In Auseinandersetzung mit dem Denken Heideggers, dem Existenzialismus des Absurden bei Camus und der Dialogischen Philosophie Bubers kommt Weltsch zu dem ernüchternden Fazit, daß die Antwort auf diese Fragen weder eine rationale noch empirische, psychologische oder ontologische Erkenntnis gibt, sondern nur im Glauben als einer freien Vertrauensentscheidung gewonnen werden kann: einer Vertrauensentscheidung, die von einer Transzendenz getroffen ist, der sich das Ich hingibt, ohne in ihr aufzugehen. Im Anschluß an Buber unterscheidet Weltsch dieses Glaubenserlebnis von jenem der Unio mystica, also der Vereinigung von Mensch und Gott, in der das Ich in einer göttlichen Wirklichkeit aufgeht. Wesentlich wird, was sich zwischen Ich und Du abspielt, in einer Gegenseitigkeit, für die das Ich die Verantwortung zu übernehmen hat. Dadurch erschließt sich eine neue ethische Erfahrung.