»McWorld«, »No Logo«, »Attac« – eine globalisierte Welt, die Kulturen ignoriert und gewachsene Werte zerstört, ist zu einem Standard der Kulturkritik geworden. Die Chance, die das Zusammentreffen der Gesellschaften und Kulturen auch bietet, wird entweder ausgeblendet oder aber weit unterschätzt. Der Wirtschaftswissenschaftler Tyler Cowen gehört zu einer weltweit verschwindenden Minderheit der Kulturoptimisten. Für ihn bedroht die Verflechtung der Märkte keineswegs automatisch die kulturelle Vielfalt und Identität in den Regionen. Das Gegenteil ist der Fall. Cowen schildert, dass mit Blick auf den Einzelnen die kulturellen Wahlmöglichkeiten sogar steigen. Bereits die Grundlagen der westlichen Welt sind multikulturelle Produkte, die aus dem internationalen Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Ideen hervorgingen. Die wirtschaftlichen Bedingungen des Handels liefern die natürliche Basis für eine kosmopolitische Haltung gegenüber der Kultur. Technologie und Wohlstand fördern Kunstnetzwerke, in denen produktive Künstler durch die Verbindung von gesellschaftlichem Ethos, Materialtechnologien und Marktbedingungen zueinander finden. Seine Fallstudien handeln von Hollywood, haitianischer Kunst, Musik in Zaire, der Stammeskultur der Inuit und dem Warenangebot der Wal-Mart-Supermärkte in Mexiko. Cowen analysiert die Zerstörung des Ethos als einen Wegbereiter für tragischen Kulturverlust, relativiert aber auch die Mythen des amerikanischen Kulturimperialismus. Das Phänomen Hollywood erläutert er mit Betrachtungen zur Geschichte des Tonfilms und des Soundtracks. Er widerspricht der These, interkultureller Austausch senke die Qualität des Verbrauchergeschmacks und versteht Nationalkultur nicht automatisch als Schutz für kulturelle Besonderheiten. Gegen den allgemeinen Trend fordert er den nüchternen Blick auf die Realität neuer, alter Kulturen.