Ein wenig Voreingenommenheit soll nicht geleugnet werden angesichts dieses reich illustrierten Hochglanzschinkens, aus dem uns dem ersten Anschein nach ein unrasierter, ohrberingter George W. Bush entschlossen verkniffen ins Auge blickt. Doch MAFFAY prangt es in weißen Lettern auf dem Umschlag und wie der Refrain eines Schlagers: Auf dem Weg zu mir. Für einen, der Peter Maffays erstaunliche Mutation vom rüschenverzierten Schnulzensänger in der Hitparade von Dieter Thomas Heck zum cowboygestiefelten Möchtegernrocker beim schmachvollen Support der Rolling Stones aus eigener Anschauung miterlebt hat, ist Objektivität bei der Begutachtung dieser ersten autorisierten Biographie viel verlangt. Galt uns Rockmusikkennern der zwergwüchsige Sohn rumäniendeutscher Auswander mit dem markanten „R“ im Zungenschlag allenfalls als lächerlicher E-Gitarrenhalter, der seine Minderwertigkeitskomplexe durch ein Übermaß an Testosteron, Feuerwasser und Tabak kompensierte. Doch während es unsereins nicht eingefallen wäre, uns mit einer Maffay-LP in unserer Sammlung zu blamieren, muss es der viel geschmähte „Ledermann für Jedermann“ (Der Spiegel) doch auf wundersame Weise zu Deutschlands erfolgreichstem Deutschrocker gebracht haben. „Dass wir stilistisch am anderen Ende angefangen haben, habe ich zuerst einmal nicht so schwer gewertet“, so Maffay. „Musik war mein Traum – ein Leben frei von Fremdbestimmung, mit meiner eigenen Perspektive. Mein Rüstzeug für ein bürgerliches Leben war denkbar schlecht, ich hatte kein einziges Zeugnis in der Tasche und auch keine Lust auf normale Arbeit. Deshalb musste ich einen Schallplattenvertrag haben. Dafür hätte ich alles gesungen. Und ich glaube heute, dieser Weg war nicht so schlecht.“ 40 Millionen verkaufte Tonträger in 40 Jahren Showgeschäft sprechen in der Tat für sich. Offenbar in mancherlei Hinsicht gereift, machte der ewig pubertär wirkende Maffay, der unlängst seinen 60. Geburtstag feierte, aus seinen teils demütigenden Imageproblemen keinen Hehl. Zu bereuen hat er in der Rückschau indes nur wenig. Drei Jahre lang hat sich der Musikjournalist Edmund Hartsch immer wieder mit Maffay, der selbst ein paar Texte beisteuerte, auf dessen Ponderosa auf Mallorca zu ausführlichen Gesprächen getroffen. Seine besondere Originalität bezieht das streckenweise reichlich detailverliebte Buch daraus, dass für den Biographen sein Protagonist einst ebenfalls eine Reizfigur war. – Franz Klotz
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