„Wir waren eine ganz normale Nürnberger Familie“, erinnert sich Billy Joels Vater Helmut. Ende der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts hatte Billys Großvater, ein fränkischer Jude, einen erfolgreichen Versandhandel gegründet. Doch dann kam Hitler an die Macht, und der erschreckende Zivilisationsbruch der deutschen Nazis begann. Die Familie konnte gerade noch rechtzeitig über Zürich und Havanna fliehen und erreichte an der Freiheitsstatue vorbei New York. Später gehörte Billy Joels Vater zu den amerikanischen Soldaten, die Deutschland befreiten. So wirkt sein Leben fast wie ein Klischee, doch seine Geschichte ist wahr, zum todtraurigen Teil gehört der Mord an nahen Verwandten in deutschen Konzentrationslagern. Vier Jahre nach dem Krieg kommt Billy in den USA zur Welt. In der „Joel-Story“ nehmen die Etappen, in denen sich der talentierte Musiker zum erfolgreichen Star mausert, natürlich breiten Raum ein. Von der Ostküste führt Billys Weg über flaches Land nach Kalifornien. In der neuen Zeit von Sex und Drugs ist auch sein Leben von einem heftigen Auf und Ab geprägt – musikalisch wie privat. Dabei wird auch klar, wie sehr sich einige Lieder des „Piano Man“ auf die Geschichte seiner Familie beziehen. Es erstaunt, dass bis Mitte der neunziger Jahre die deutschen Wurzeln von Billy Joel fast gänzlich unbekannt blieben, denn immerhin handelt es sich um einen der erfolgreichsten Popkünstler aller Zeiten. Dem erstklassigen Arrangement von Steffen Radlmaier gedankt, ändert sich das allerspätestens mit dieser „Joel-Story“. Denn damit gelingt es dem Autor, einen lebendigen Bogen zu schlagen zwischen einem Lied von Billy Joel, dass man heute im Radio hört und der Zeit, als ein gewisser Josef Neckermann das Versandhaus eines fränkischen Juden weit unter Wert erstand. Immer wieder aufs Neue wird verblüffend deutlich, wie sehr die einschneidenden Erlebnisse der schillernden Joels die Tragödie des 20. Jahrhunderts widerspiegeln. Vielleicht ist ja unter den zahlreichen Lesern, die dieser fast unglaublichen Familiengeschichte zu wünschen sind, ein Filmregisseur, der einen neuen Stoff sucht… – Herwig Slezak