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Enzyklopädie der Alltagsqualen: Ein Trostbuch für den geplagten Zeitgenossen [Gebundene Ausgabe]

Das Leben ist eine Zumutung, und auch noch eine verdammt kurze. Von solchen hübschen Paradoxien lebt Hannes Steins Enzyklopädie der Alltagsqualen und nimmt sich die Freiheit zu einem unterhaltsamen Rundumschlag: Da werden Autofahrer ebenso aufs Korn genommen wie Fußgänger und Radfahrer, alle vier Jahreszeiten bekommen ihr Fett weg, ebenso Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, und Frauen und Männer sowieso, die Arbeit natürlich, aber genauso die Arbeitslosigkeit. Statt 122 Beiträge hätte diese Enzyklopädie leicht ein Vielfaches enthalten können, so gut beherrscht der Autor die hohe Kunst des Grantelns (gebürtiger Münchner, aufgewachsen aber in Salzburg, wo das dann eher „Raunzen“ heißt), die sich naturgemäß gegen jeden und alles richten kann. Schon in seinem Endlich Nichtdenker hat der Journalist Hannes Stein bewiesen, wie man aus Klischees und persönlichen Abneigungen witzige Satire produziert. Dass er dabei manch offene Tür einrennt, liegt in der Natur der Sache („Alle hassen die Deutsche Bahn, das ist indessen kein Grund es nicht auch zu tun.“). Originell und lustig sollte es halt sein, was dem Autor überwiegend gelingt. Etwa wenn er sich den Produktionsprozess von Gebrauchsanweisungen ausmalt: Ein höllischer „Dämon“ erstelle zunächst einen „Urtext“, welcher sich „wie eine Mischung aus Brockhaus und Heidegger liest“. Sodann werde der Text von einem Norweger ins Arabische und von einem Japaner ins Englische übersetzt, „…der Computerexperte gibt dem Ganzen den letzten Schliff.“ Neben Anlass zum Lachen bietet das Buch auch reichlich Gelegenheit, sich über den Autor und seine Überheblichkeit zu ärgern (was ja auch Spaß machen kann), weil er den Mund sehr voll nimmt bei seinem Parforceritt durch das weite Feld der Vorurteile und Abneigungen. Dan Brown-Fans etwa sollten Seite 35 vielleicht lieber überblättern. Anderen wird soviel Bosheit dagegen Freude bereiten: „Seine Plots wurden im Windkanal getestet, ob sie auch haarsträubend genug sind. Seine Dialoge haben offenbar Ölsardinen im Zustand geistiger Umnachtung verfasst. Im Vergleich mit ihm nimmt sich sogar Michael Crichton wie ein erfindungsreicher Schriftsteller aus…“ –Christian Stahl

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