Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag) Gegen den StrichOT A rebours OA 1884 DE 1905Form Roman Epoche SymbolismusMit Gegen den Strich schrieb Joris-Karl Huysmans den wichtigsten symbolistischen Roman und nahm intuitiv eine ganze Reihe späterer Erkenntnisse der Psychologie vorweg.Inhalt: Herzog Jean Floressas des Esseintes ist der einzige Held des Romans. Der letzte Spross einer dekadenten Familie beschließt, nach einem kurzen, ausschweifenden Leben auszusteigen. Er lässt sich auf dem Land einen Elfenbeinturm bauen, der kostbar ausgestattet wird. Des Esseintes lebt in völliger Abgeschiedenheit seinen Spleen aus. Er stellt exotische Blumensträuße und abenteuerliche Parfüme zusammen, genießt feinste Gerichte und alte Portweine, ergötzt sich an Gemälden und Zeichnungen der Symbolisten Gustave Moreau (182698) und Odilon Redon (18401916), liest die altrömische, dekadente Literatur, den flämischen Mystiker Jan van Ruysbroek (12931381), Arthur R Schopenhauer sowie die Avantgardisten Charles R Baudelaire, Stéphane R Mallarmé und Paul Verlaine (184496). In seinen Träumen kommen wüste Orgien und perverse Halluzinationen vor. Die Nerven von Des Esseintes, dessen Vorbild der Dandy Robert de Montesquiou war, sind ständig angespannt. Allmählich geht er an seinem Kult der Künstlichkeit zu Grunde. Nach einem Nervenzusammenbruch schickt der Arzt den Neurotiker zur Kur nach Paris. Des Esseintes graust vor dem normalen Leben unter gewöhnlichen Sterblichen, die er verachtet. In einem Stoßgebet bittet er Gott um Beistand.Aufbau: Die Handlung in Gegen den Strich ist sehr spärlich; es gibt nur einen einzigen Dialog zwischen Des Esseintes und einer Nebenfigur. Im Vordergrund steht allein die akribische Beschreibung des Dekors und des Seelenlebens der Hauptfigur. Seine Darstellung der überspannten Gefühlswelt untermauert Huysmans mit präzisen wissenschaftlichen Kenntnissen; die Werke der erwähnten Schriftsteller werden wörtlich zitiert, Künstler und Forscher namentlich genannt.Wirkung: Gegen den Strich wurde auf Anhieb zum Kultroman. Die Zuspitzung auf das Psychologische wurde von Marcel R Proust und den Surrealisten aufgegriffen. Die karge, fast statische Handlung galt noch den Vertretern des Nouveau Roman als vorbildlich. S. C. B.
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.