„Künstlerische Freiheit bedeutet Frei-Sein von jeder Scheuklappe, auch von der der ,Modernität’“. Ohne Scheuklappen betreibt György Ligeti (1923-2006) wie kein anderer zeitgenössischer Komponist die Auseinandersetzung mit zeitlich und räumlich entfernten Wirklichkeiten: mit bedeutenden Werken der gesamten europäischen Musikgeschichte ebenso wie mit den Musiken nicht-europäischer, vor allem südostasiatischer und afrikanischer Ethnien. Dem Blick über Zeiten und Räume hinweg korrespondiert der Blick über die Grenzen des eigenen Metiers hinaus: auf Literatur und auf Malerei ebenso wie auf verschiedene Bereiche der Naturwissenschaften. Dabei geht es ihm nie um eine einfache Übernahme des Kennengelernten: Nach der genauen Erforschung der Phänomene schmilzt er die empfangenen Anregungen in einem Prozess der „Transkulturation“ in unverwechselbar ligetische Materie um.