Unabtrennbar ist der Ursprung der Musik im Film vom Verfall der gesprochenen Sprache, wie Karl Kraus ihn darstellte. Nur so lässt sich verstehen, dass man in den Anfängen des Films nicht auf das scheinbar Nächstliegende verfallen ist: Dialoge gleichzeitig mit dem Film ausführen zu lassen, sondern immer nur auf Musik, die doch in den alten Schauerfilmen und Possen kaum in irgendeiner Relation mit der Handlung stand. An dieser ursprünglichen Form der Musik hat sich durch den Sprechfilm weniger geändert, als man denken möchte. Auch der Sprechfilm ist stumm. Das „Film Music Project“ von Hanns Eisler, eine Forschungsarbeit, die sich mit der Beziehung zwischen Musik und Film beschäftigt, wurde 1940 in New York in Angriff genommen und 1942 in Santa Monica/Los Angeles beendet, wenige Tage vor Beginn der Dreharbeiten zu dem später berühmt gewordenen Film „Hangmen also die“ von Fritz Lang, zu dem Eisler die Musik schrieb. Adorno war seit 1941 Co-Autor. Die Arbeit untersucht die Bedingungen der Kulturindustrie, denZusammenhang von Massenkultur/Unterhaltung und Kunst am Beispiel der Filmmusik. Das Buch erschien im Herbst 1947 in englischer Sprache unter dem Titel Composing for the Films bei Harcourt, Brace & Co., New York. Als Eisler am 24. September vor dem House Committee on Un-American Activities verhört wurde, empfahl er dem obersten Ermittlungsbeamten die Lektüre. Auf dem Titelblatt fehlte allerdings der Name des Mitautors, das Vorowrt, datiert mit Juli 1947 und nur von Eisler unterschrieben, enthält indessen Dank an Adorno. Die deutsche Ausgabe erschien 1949 in Berlin beim Verlag Bruno Henschel und Sohn, 1969 dann bei Rogner & Bernhard, München und als Band 4 der gesammelten Werke von Hanns Eisler. Ein eminent politisches Buch und immer noch das wichtigste überhaupt, das zum Thema verfasst wurde.