Schweizer Architektur ist mittlerweile zu einem Qualitätsbegriff geworden. Man schreibt in Feuilletons gescheite Beiträge darüber, weshalb ein Haus von Herzog und de Meuron sich wie und warum in eine bestimmte Landschaft einfügt, ob urban oder ländlich — das Haus, der Kubus stehen ganz im Zentrum. Dass darum herum jedoch ebenso sehr Architektur und menschliche Eingriffe an der Natur vorgenommen worden sind, wird erst auf den zweiten Blick sichtbar. Landschaft, so lehrt dieser Führer, wird aber individuell wahrgenommen. Es gibt keine Definiton dessen, was als Landschaft gilt: Sie kann urban oder ursprünglich sein, also ohne Eingriffe von Menschenhand. Letztlich bleibt Landschaft aber ein Abstraktum. Wohl deshalb hat es immer wieder Menschen herausgefordert, das zu planen, was wir als Landschaft sehen. Angefangen bei den assyrischen Königen über den 816 n.u.Z. entstandenen St.-Galler-Klosterplan, der nach wie vor als Idealplan eines Gartens betrachtet wird, bis hin in die Neuzeit: Hier erst, so weist Weilacher in einem fundierten historischen Abriss nach, wird die Entwicklung der Garten- oder Landschaftsarchitektur auch als soziologisches Phänomen sichtbar. Die Wirkung von geistigen Strömungen in der Gesellschaft beeinflusste naturgemäß auch die Gestaltungspläne von Gartenarchitekten. Summarisch lässt sich diese Entwicklung zwischen den Polen Tradition und Moderne festbinden. Dass die Schweiz reich ist an Gärten, an gestalteten Landschaften, weist dieser Führer in extenso nach: 440 verschiedene Gärten, von Genf bis zum Bodensee, unterteilt in Regionen, werden ausführlich präsentiert, meist — so vorhanden — mit Bauplänen der Landschaftsarchitekten. Dabei werden öffentliche Gebäude in der Mehrzahl genannt vor privaten Gärten, schließlich will man den Leser zur Besichtigung dieser oft parkähnlichen Räume animieren. So fehlen in diesem sachlich und sehr übersichtlich gestalteten Guide natürlich genauso wenig die Tierpärke wie Schulhaus- oder Kasernenanlagen. Und noch weniger die Arteplages der Expo.02. „Was alle neuen Projekte und Entwurfsansätze verbindet“, schreibt Mitherausgeber Weilacher, „ist die ewige Sehnsucht nach dem Paradies und das Bestreben, das Bild von Arkadien in einen lebendigen, sinnlich wahrnehmbaren Raum zu verwandeln.“ –Carlo Bernasconi