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Schwüle Tage: Erzählungen [Gebundene Ausgabe]

Ferienlesebücher Neuerscheinungen für den Reisekoffer Nur in der Weihnachtszeit erscheinen ähnlich viele Taschenbücher wie in der Sommerzeit. Da die Sommerzeit auch Ferien- und Reisezeit ist und die Verlage offensichtlich davon überzeugt sind, dass die Sommer-, Ferien- und Reisezeit auch Lesezeit ist oder doch – nach Wunsch und Willen der Verleger – sein sollte. Potpourris Immer wieder werden neue oder doch wenigstens anders komponierte Sommer-Ferien-Reise-Lesebücher als mehr oder weniger erfrischende Sommercocktails angeboten. Sie wollen den Leser zu literarischen Ausflügen animieren, auf Entdeckungsreisen mitnehmen oder zu Begegnungen mit Menschen führen, denen er im sogenannten richtigen Leben nicht unbedingt begegnen wird; z. B. jenem skurrilen, ver-rückten Signor Veneranda, der mit aberwitzigen Fragen und absurden Einfällen seine Mitmenschen und sich selber in die Verzweiflung zu treiben vermag. Einige der Signor-Veneranda-Erzählungen Carlo Manzonis, die von abstrusen Ferienerlebnissen des ausgerasteten «Helden» handeln, hat Manfred Kluge in ein Sommerlesebuch mit Geschichten für die langen Sonnentage aufgenommen. Geschichten für den Reisekoffer hat Franz-Heinrich Hackel gepackt und ihnen den Titel «Ein Sommer wie im Märchen» gegeben. Ein Märchen aus Schweden steht denn auch am Anfang der Anthologie; es entführt den Leser in «das schöne Schloss östlich der Sonne und nördlich der Erde». – Ganz andere Welten sind die Welten des Woody Allen. Einen Aspekt seiner parodistischen Fähigkeiten demonstriert die Geschichte von dem Privatschnüffler mit dem mehr als denkwürdigen Namen Kaiser Lupowitz. Sie heisst «Der Falke im Malteser»; und sie endet so: «Später am selben Abend nahm ich mir eine meiner alten Rechnungen namens Gloria vor. Sie war blond. Sie hatte cum laude promoviert. Der Unterschied war, sie hatte im Hauptfach Leibeserziehung. War’n tolles Gefühl.» Der Sinn solcher Sommerferienlesebücher, die ihre didaktische Herkunft schon im Namen tragen – Lesebücher kennen wir alle aus der Schule –, liegt sicherlich nicht nur darin, ohnehin schon ferial gestimmte Menschen während der langen Sonnentage sich auch noch des Lesens erfreuen zu lassen, sondern sie überhaupt auf den Geschmack der Lesefreuden zu bringen. Die bunte Fülle dieser Anthologien wäre durch kaum einen noch so üppigen Sommerblumenstrauss zu übertreffen. Wer es nicht ganz so potpourristisch liebt, aber auf sommerliche Motive nun auch wieder nicht verzichten möchte, dem bieten sich in diesem Sommer unter anderem die gesammelten Erzählungen «Das Gartenfest» von Katherine Mansfield ebenso an wie ein Band mit zwei Novellen Eduard von Keyserlings, «Schwüle Tage»; oder auch eine Reihe von Erzählungen Iwan Bunins, «Der Sonnenstich». Mit Fontane in London «Es war im August; der Londonstaub ward immer dichter und die Sehnsucht nach einem Zuge frischer Luft immer grösser, so kamen wir überein, zu Nutz und Frommen unserer Lungen eine Themsefahrt zu machen und auf den Wiesen von Hampton Court eine Picknick-Mahlzeit einzunehmen . . .» Es war der August des Jahres 1852, in dem Theodor Fontane sechs Monate in London verbrachte. Berichte von seinem London-Aufenthalt hatte der Schriftsteller in diversen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Unter ihnen auch die Schilderung von jener herrlichen Themsefahrt «unter blauem Himmel» und dem beglückenden Picknick in Hampton Court, das in Fontanes Worten so zu Ende ging: «So war das Mahl; drum herum aber, auf den umgestürzten Kisten und Körben, sassen sieben lachende Menschen und dankten in kindlicher Fröhlichkeit dem Geber aller Dinge. Der Portwein war längst hin und die Hühnerpastete nur noch eine Ruine, da ergriff ich ein volles Champagnerglas und, mich hoch aufrichtend, schloss ich die Mahlzeit mit jenem Toaste, der, von Herzen kommend, in britischen Herzen noch immer sein Echo fand: Old-England for ever!» 1854 hat Theodor Fontane seine Feuilletons unter dem Titel «Ein Sommer in London» publiziert. Zur Sommerlektüre sind sie nun als Insel-Taschenbuch wieder erschienen. Harald Raykowski hat ein kurzes Nachwort geschrieben und für Leser, die «vielleicht den Wunsch haben, hier und da Fontanes Spuren zu folgen», einen Fontane-London-Führer verfasst: «Mit Fontane unterwegs im heutigen London». Prag, New York, Dresden Bevor man sich freilich auf solche Weise einem Schriftsteller als Reiseführer anvertraut, wird man erst einmal einen normalen und ordentlichen Reiseführer brauchen, wenn man sich nicht in einer Weltstadt wie London rettungslos verirren will. Rechtzeitig zur Sommerreisezeit sind im Deutschen Taschenbuch-Verlag zwei der bewährten Merian-Reiseführer durch die Weltmetropolen Prag und New York erschienen. Für die hier gemeinte Praxis sind die «Dresdner Ansichten – Spaziergänge und Erkundungen» von Friedrich Dieckmann zweifellos nicht geeignet. Sie haben eher mit Theorie und Anschauung zu tun: mit jener konkreten – und in diesem Sinne dann doch auch sehr praktischen – Theorie oder Ästhetik, die sich aus Einsichten und Erfahrungen, aus Erkundungen und Wissen bildet. Es geht um Erfahrungen mit einem «Ort, der dem Autor seit Kindertagen vertraut ist» und dessen Wahrnehmung ihn immer wieder auch schriftstellerisch beschäftigt hat. Der erste der gesammelten Texte wurde bereits 1967 veröffentlicht; der letzte Text – «Wege durch eine offene Stadt» – stammt aus dem Jahre 1993. Eine Sequenz von 22 farbigen Photographien zeigt die Stationen oder anschaulichen Ansichten auf den Wegen durch eine Stadt im Widerspruch und Aufbau. In den Bildern gibt sich die «anima urbis» zu erkennen: die Seele einer Stadt mit ihrer herrlichen und grauenvollen Geschichte, mit ihren monströsen Verletzungen und ihren manifesten Hoffnungen auf Heilung und schönere Zeiten. «Dresden heute», so hat Dieckmann die Stadt erfahren und erlebt, «das ist ein Abenteuer, wohin immer man seine Schritte lenkt.» Rainer Hoffmann
— Dieser Text bezieht sich auf eine andere Ausgabe:

Taschenbuch
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